Osteopathie bei Kopfschmerzen und Migräne – sanfte Hilfe ohne Nebenwirkungen

Beitragsbild zu: Osteopathie bei Kopfschmerzen und Migräne. Keywords: Kopfschmerzen, Migräne, Spannungskopfschmerz
Osteopathie bei Kopfschmerzen und Migräne Einleitung Kopfschmerzen – seien es dumpfe Spannungskopfschmerzen oder pulsierende Migräneanfälle – zählen zu den häufigsten Gesundheitsproblemen weltweit. Schätzungen der WHO zufolge leidet fast jeder zweite Mensch irgendwann an Kopfschmerzen, rund 10 % sogar an Migräne (1). Migräne allein gehört zu den Top-10 Ursachen für Beeinträchtigungen der Lebensqualität (2). Für Betroffene bedeuten wiederkehrende Kopfschmerzattacken oft massive Einschränkungen im Alltag, von Arbeitsausfällen bis zu verpassten Familienaktivitäten. Häufig lassen sich keine klaren organischen Ursachen finden; modernste Diagnostik bleibt unauffällig, und die Beschwerden werden vorschnell als „psychosomatisch" abgetan (3). Die übliche Behandlung besteht meist in Medikamenten, doch diese bekämpfen oft nur Symptome und können Nebenwirkungen mit sich bringen. Hier kommt die Osteopathie ins Spiel: Als ganzheitliche, manuelle Therapiemethode bietet sie einen vielversprechenden Ansatz, um Kopfschmerzen und Migräne auf sanfte Weise zu lindern – und das weitgehend nebenwirkungsfrei (4). Dieser Blogartikel erklärt, wie Osteopathie bei Kopfschmerzen und Migräne helfen kann, welche wissenschaftlichen Hintergründe es gibt und wie Patienten durch Lebensstilmaßnahmen selbst zur Besserung beitragen können. Kopfschmerz verstehen: Ursachen und ganzheitliche Zusammenhänge Warum tut der Kopf überhaupt weh? Die Ursachen von Kopfschmerzen sind vielfältig. Bei Spannungskopfschmerzen spielen meist verspannte Muskeln im Nacken- und Schulterbereich, Stress und Fehlhaltungen eine Rolle. Der Schmerz wird oft als drückend oder ziehend „wie ein Band um den Kopf" beschrieben. Migräne dagegen ist eine neurologische Störung mit anfallsartigen, meist einseitig pulsierenden Kopfschmerzen, oft begleitet von Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit. Neurowissenschaftlich gilt die Migräne als Übererregbarkeit bestimmter Hirnstammareale und des trigeminalen Systems: Das Gehirn reagiert auf Reize (Stress, hormonelle Schwankungen, bestimmte Nahrungsmittel etc.) mit Entladungen, die den Trigeminusnerv betreffen. Dieser fünfte Hirnnerv versorgt weite Teile von Gesicht und Kopf sensibel – insbesondere sind die schmerzempfindlichen Hirnhäute (Dura Mater) und hirnversorgenden Gefäße überwiegend durch den Trigeminus innerviert (5). In der Migräneforschung spricht man vom trigemino-vaskulären System: Wird es aktiviert, schüttet der Trigeminus Botenstoffe wie CGRP aus, die zu Entzündungen und Schmerzweiterleitung in den Hirnhäuten führen. Daher rührt der pochende Schmerz, den viele Migränepatienten „im ganzen Kopf" spüren. Die Verbindung zwischen Nacken und Kopf Ein wichtiger Aspekt – gerade aus osteopathischer Sicht – ist die Verbindung zwischen Nacken und Kopf. Die Nervenfasern des Trigeminus lagern sich im Hirnstamm an Kerngebiete an, die bis in die oberen Halsmarksegmente C1–C3 hinabreichen (trigeminozervikaler Komplex) (6,7). Das bedeutet: Schmerzsignale aus dem Nacken (etwa von gereizten oberen Halsnerven oder verspannten Muskeln) können im Gehirn so verarbeitet werden, als kämen sie vom Kopf selbst. Umgekehrt berichten Migränepatienten häufig von Nackenschmerzen oder -steifigkeit vor und während einer Attacke – kein Zufall, sondern Ausdruck dieser neurologischen Kopplung. Cervicogene Kopfschmerzen (Kopfschmerz durch Halswirbelsäulen-Probleme) entstehen genau auf diesem Wege, wenn etwa blockierte obere Wirbelgelenke oder verhärtete Nackenmuskeln Schmerz in den Kopf projizieren (7). Osteopathen betrachten daher stets die Halswirbelsäule mit, wenn ein Patient über Kopfschmerzen klagt. Ganzheitliche Zusammenhänge Auch andere ganzheitliche Zusammenhänge werden berücksichtigt. Aus anatomischer Sicht sind alle Strukturen im Körper verbunden – Störungen fernab des Kopfes können theoretisch Kopfweh begünstigen. Beispielsweise kann chronischer Stress über eine anhaltende Ausschüttung von Stresshormonen und Muskelanspannung sowohl Migräne als auch Spannungskopfschmerz triggern. Probleme im Kiefergelenk (etwa nächtliches Zähneknirschen, verspannte Kaumuskulatur) können Kopf- und Gesichtsschmerzen auslösen (8). Ein Beckenschiefstand oder ein alter Sturz aufs Steißbein mag auf den ersten Blick nichts mit Kopfschmerz zu tun haben – doch über fasziale Verbindungen und die Aufhängung der harten Hirnhaut (die vom Kreuzbein im Becken bis zum Schädel zieht) kann solcher „Zug" auf die Hirnhäute im Schädel tatsächlich zu wiederkehrenden Kopfschmerzen beitragen (8). Diese Beispiele zeigen: Kopfschmerzen haben oft mehr als eine Ursache. Entsprechend vielseitig sollte ein Behandlungsansatz sein. Osteopathische Perspektive: Wie Osteopathie bei Kopfweh ansetzt Was macht ein Osteopath anders? Zunächst nimmt er oder sie sich sehr viel Zeit für eine gründliche Untersuchung. Am Anfang steht eine ausführliche Anamnese: Osteopathen fragen nach der gesamten Krankengeschichte, früheren Unfällen oder Operationen und den Lebensgewohnheiten des Patienten (9). Wichtig ist dabei, Warnsignale für ernsthafte Ursachen (z.B. Migräne-ähnliche Kopfschmerzen durch Bluthochdruck, Entzündungen oder andere Krankheiten) auszuschließen. Liegt ein sogenannter primärer Kopfschmerz vor (Migräne, Spannungskopfschmerz oder cervicogen), geht der Osteopath auf Spurensuche nach Funktionsstörungen im Körper. Mit geschulten Händen wird der gesamte Körper untersucht – besonders natürlich Schädel, Kiefer, Nacken und Rücken (10). Dabei ertastet der Therapeut Spannungen in Muskeln und Bindegewebe, Beweglichkeitseinschränkungen der Gelenke (etwa der Halswirbelsäule) und Asymmetrien in der Körperhaltung. Oft finden sich im Zusammenspiel dieser Strukturen Hinweise, wo das Gleichgewicht gestört ist. Die osteopathische Philosophie Die osteopathische Philosophie beruht darauf, dass Körperstrukturen und Funktionen untrennbar verbunden sind. Blockaden (Bewegungseinschränkungen) oder Verspannungen können die normale Physiologie beeinträchtigen – z.B. die Durchblutung, den Lymphabfluss oder die Nervenfunktion. Ziel der osteopathischen Behandlung ist es, den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die Selbstregulation zu fördern (11). Konkret bedeutet das bei Kopfschmerzen: Der Osteopath mobilisiert blockierte Wirbelsäulenabschnitte, besonders im Bereich der oberen Halswirbel, und löst verhärtete Muskeln und Faszien im Nacken-Schädel-Bereich (11). Dadurch kann sich die Spannung auf die schmerzempfindlichen Hirnhäute verringern. Ebenso können osteopathische Techniken die Durchblutung verbessern (z.B. der venöse Abfluss aus dem Kopf über Nackenvenen) und gereizte Nerven beruhigen (11). Kraniosakrale Osteopathie In manchen Fällen wird auch direkt am Schädel behandelt: Die sogenannte kraniosakrale Osteopathie ist ein sehr sanfter Ansatz, bei dem mit minimalem Druck die feinen Bewegungen der Schädelknochen und der Hirnhäute harmonisiert werden. Osteopathen gehen davon aus, dass ein freies „Pulsieren" der Hirn-Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) und der Hirnhäute wichtig für das Wohlbefinden ist. Eine craniosacrale Behandlung kann Spannungen im Kopf lindern und wirkt oft tief entspannend – viele Patienten berichten, dass sich danach ihr Kopf „leichter" und klarer anfühlt. Wichtig zu betonen: Osteopathie ergänzt die Schulmedizin, ersetzt sie aber nicht. Bei schweren Migräneattacken oder chronischen Kopfschmerzen sollten Patienten weiterhin auch ihren Neurologen konsultieren und gegebenenfalls Medikamente einnehmen. Osteopathie kann jedoch als komplementäre Therapie ansetzen, wo Medikamente alleine nicht weiterkommen – nämlich indem sie die Körperhaltung, Muskelfunktion, Nervenreizleitung und Durchblutung positiv beeinflusst. Indirekt hilft dies dem gesamten Körper, weniger anfällig für Kopfschmerzattacken zu sein. Die osteopathische Sichtweise ist immer ganzheitlich: Nicht nur der Kopf wird behandelt, sondern der Mensch in seiner Gesamtheit, inkl. eventuell mitverantwortlicher Faktoren wie Kiefergelenk, Verdauung oder Psyche (8). Dieses Zusammenspiel aus Fachkompetenz und ganzheitlichem Blick macht Osteopathie für viele Patienten so attraktiv. Osteopathische Behandlungsansätze und Nutzen für Patienten Wie läuft eine osteopathische Behandlung bei Kopfschmerzen konkret ab, und was bringt sie den Patienten? Je nach Befund wendet der Osteopath verschiedene Techniken an. Häufige Behandlungsansätze sind: Myofasziale Techniken Hierbei werden Muskeln und Faszien (Bindegewebe) gedehnt und gelöst, um Verspannungen abzubauen. Beispielsweise lockert der Therapeut die Nacken- und Schultermuskulatur, die bei Spannungskopfschmerz oft hart wie Bretter ist. Auch die Kaumuskulatur oder der Übergang vom Kopf zum Nacken (suboccipitaler Bereich) werden sanft behandelt, um Druck von den dort verlaufenden Nerven zu nehmen. Mobilisation und Manipulation der Wirbelgelenke Insbesondere an der Halswirbelsäule kann der Osteopath durch behutsame Mobilisation die Gelenkbeweglichkeit verbessern. In einigen Fällen – sofern der Patient es toleriert und keine Kontraindikationen bestehen – werden auch manipulative Techniken (High Velocity Low Amplitude Impulse) eingesetzt, um blockierte Wirbel mit einem kleinen Ruck zu lösen. Dies geschieht jedoch sehr gezielt und sanft. Eine freie Halswirbelsäule kann die Nervenbahnen entlasten und den trigeminocervikalen Reflexbogen beruhigen. Kraniosakrale Osteopathie Wie oben erwähnt, werden hierbei die feinen Strukturen von Schädel und Kreuzbein behandelt. Der Osteopath spürt mit den Händen rhythmische Bewegungen der Schädelknochen und der Flüssigkeiten auf und versucht, eventuelle Spannungen zu harmonisieren. Zum Beispiel kann eine kleine Verklebung an einer Schädelnaht oder eine Ungleichspannung der Hirnhaut (z.B. nach einem alten Schleudertrauma) korrigiert werden. Viele Migräne-Patienten berichten nach craniosakraler Therapie von einer deutlichen Linderung ihrer Kopfschmerzen und einer Verbesserung ihres allgemeinen Wohlbefindens. Viszerale Techniken Mitunter beziehen Osteopathen auch innere Organe mit ein. Hintergrund ist, dass z.B. Verdauungsstörungen über nervale Reflexe (vagusvermittelte Mechanismen) Kopfschmerzen auslösen können (12). Durch sanfte Griffe am Bauch kann die Organfunktion unterstützt und damit indirekt auch Kopfschmerztrigger reduziert werden. Entspannung des vegetativen Nervensystems Osteopathie hat oft einen beruhigenden Effekt auf das autonome Nervensystem. Durch langsame, rhythmische Techniken sinkt die sympathische Übererregbarkeit (der „Stressmodus" des Körpers) und der parasympathische Anteil – Ruhe und Regeneration – wird gefördert. Dies kann speziell bei Migräne hilfreich sein, da hier oft ein gestresstes Nervensystem mit im Spiel ist. Welchen Nutzen bringt das dem Patienten? Die positiven Effekte zeigen sich auf mehreren Ebenen. Zum einen natürlich akut: Viele Patienten spüren schon während oder kurz nach der Behandlung eine Erleichterung. Der Kopf fühlt sich freier an, der Nacken beweglicher. Zum anderen – und das ist entscheidend – prophylaktisch: Durch regelmäßige osteopathische Behandlungen können Häufigkeit und Intensität von Kopfschmerzattacken reduziert werden. Wissenschaftliche Studien untermauern diese Erfahrungswerte. Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2024 fand, dass osteopathische Behandlungen (verschiedene Techniken wie myofasziale Release, craniale Osteopathie, Muskel-Energie-Techniken) in zahlreichen Studien die Häufigkeit, Intensität und Dauer von Kopfschmerzen, insbesondere bei Migräne und Spannungskopfschmerz, deutlich verringern konnten (13). Viele Patienten berichteten dabei auch über eine verbesserte Lebensqualität nach der Therapie (14). Beeindruckende Studienergebnisse Ein Beispiel: In einer italienischen randomisierten Studie mit chronischen Migränepatienten zeigte sich, dass eine 6-monatige osteopathische Behandlung (zusätzlich zur Standardmedikation) die durchschnittliche Zahl der Migränetage pro Monat dramatisch senken konnte – nämlich von über 22 Tagen auf etwa 1 Tag (15). In der Placebo-Gruppe (Scheinbehandlung) sanken die Migränetage im selben Zeitraum nur geringfügig (von ~22 auf ~18 Tage), in der reinen Medikamentenkontrollgruppe blieben sie praktisch unverändert (15). Auch die benötigte Schmerzmittelmenge und die Schmerzintensität waren in der Osteopathie-Gruppe signifikant geringer als in den Vergleichsgruppen (16). Noch näher an unserer Region: Vorläufige Daten einer aktuellen deutschen Multizenter-Studie mit über 300 Migränepatienten lassen aufhorchen. Der Zwischenauswertung zufolge reduzierte sich durch osteopathische Behandlung die Anzahl der Migränetage um etwa 40 % gegenüber einer unbehandelten Kontrollgruppe (17). Die endgültigen Publikationen dieser Studie stehen noch aus, doch schon jetzt untermauert das den positiven Trend. Ein weiterer aktueller Ansatz betrifft die kraniosakrale Therapie (eine Teildisziplin der Osteopathie): Eine randomisierte Studie 2023 kam zum Schluss, dass eine standardisierte Cranio-Sacral-Therapie sowohl die Migräneintensität als auch die -häufigkeit signifikant und sicher lindert (18). Realistische Erwartungen Natürlich spricht nicht jeder Patient gleich auf Osteopathie an, und Heilung ist nicht garantiert – aber selbst wenn die Kopfschmerzen nicht vollständig verschwinden, so berichten viele Betroffene über zumindest spürbare Linderung. Osteopathie kann helfen, die Medikamentenabhängigkeit zu senken (weniger Notfall-Schmerzmittel) und den Teufelskreis aus Schmerz und Anspannung zu durchbrechen. Wichtig ist die enge Zusammenarbeit mit der Schulmedizin: Osteopathen arbeiten häufig interdisziplinär mit Hausärzten, Neurologen oder Physiotherapeuten zusammen, um für den Patienten das beste Ergebnis zu erzielen (19). Für den Patienten bedeutet eine osteopathische Behandlung vor allem auch, aktiv verstanden und ganzheitlich betreut zu werden – ein Aspekt, der gerade bei chronischen Schmerzen viel zur Leidensbewältigung beiträgt. Praktische Tipps für den Alltag: Selbst etwas gegen Kopfschmerz tun Neben der osteopathischen Behandlung können Patienten selbst im Alltag einiges tun, um Kopfschmerzen vorzubeugen oder abzumildern. „Prävention ist die beste Medizin" – dieser Satz gilt besonders bei chronischer Migräne. Hier einige praktische Tipps, die sich bewährt haben: Bewegung und Sport Regelmäßige moderate körperliche Aktivität wirkt nachweislich kopfschmerzlindernd. Bewegung baut Stress ab, lockert verspannte Muskeln und verbessert die Durchblutung. Studien zeigen, dass Sportarten wie Ausdauertraining oder Yoga die Migräneattacken reduzieren können (20,21). In einem Vergleich verschiedener Bewegungsprogramme schnitt Yoga z.B. am besten ab, was die Verringerung der Migränefrequenz angeht (22). Wichtig ist, eine Sportart zu finden, die Spaß macht und nicht überlastet – schon tägliche Spaziergänge oder ein moderates Joggen drei Mal pro Woche können viel bewirken. Entspannung und Stressmanagement Stress ist ein häufiger Kopfschmerzauslöser. Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Atemübungen oder Meditation können helfen, das Nervensystem „runterzufahren". Auch Yoga vereint Bewegung mit Achtsamkeit und hat in Studien Migräne-Frequenz und -Intensität signifikant gesenkt, wenn es ergänzend zur medizinischen Therapie angewandt wurde (20). Patienten berichteten dabei auch über eine verbesserte Lebensqualität nach der Therapie (14). Gönnen Sie sich regelmäßig kleine Pausen im Alltag, machen Sie Dehnübungen für Nacken und Schultern, und sorgen Sie für Ausgleich zu beruflichem oder familiärem Stress – sei es durch Hobbys, Spaziergänge in der Natur oder Entspannungsbäder. Schlaf und Rhythmus Achten Sie auf einen geregelten Schlaf-Wach-Rhythmus. Sowohl Schlafmangel als auch "zu viel" Schlaf können Migräne begünstigen. Versuchen Sie, jeden Tag etwa zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und aufzustehen. Ein Schlafritual (z.B. lesen, warme Dusche) kann helfen. Im Schlafzimmer sollten gute Bedingungen herrschen (Dunkelheit, Ruhe, angenehme Temperatur). Ausreichender, qualitativer Schlaf gibt dem Gehirn Gelegenheit zur Erholung – was die Anfallsbereitschaft senken kann (23). Ernährung und Hydration Unterzuckerung oder Dehydrierung sind bekannte Kopfschmerz-Trigger. Trinken Sie daher genug Wasser über den Tag verteilt. Lassen Sie keine Mahlzeiten aus – kleine, regelmäßige Mahlzeiten halten den Blutzucker stabil. Beobachten Sie, ob bestimmte Lebensmittel bei Ihnen Migräne auslösen (klassische Trigger können z.B. Rotwein, reifer Käse, Schokolade oder Glutamat sein) und meiden Sie diese möglichst. Eine ausgewogene, frische Kost mit reichlich Gemüse, Obst, Vollkorn und Omega-3-Fettsäuren wirkt entzündungshemmend und kann das allgemeine Wohlbefinden steigern. Haltung und Ergonomie Da Nackenverspannungen oft mit im Spiel sind, lohnt ein Blick auf die eigene Haltung. Richten Sie Ihren Arbeitsplatz ergonomisch ein (Bildschirm auf Augenhöhe, Stuhl und Tischhöhe passend, Handgelenkauflagen etc.). Vermeiden Sie langes Verharren in einseitigen Positionen – stehen Sie zwischendurch auf, kreisen Sie behutsam die Schultern und dehnen Sie den Nacken. Schon wenige Minuten Bewegung pro Stunde am Schreibtisch können helfen, muskuläre Dysbalancen zu vermeiden. Kopfschmerztagebuch führen Ein bewährtes Werkzeug, um Muster und Auslöser zu erkennen, ist das Führen eines Kopfschmerz- oder Migränetagebuchs. Notieren Sie darin Auftreten, Dauer und Intensität der Kopfschmerzen sowie Begleitumstände (z.B. was Sie gegessen haben, Wetter, Stresslevel, Schlafdauer). Nach einiger Zeit lassen sich so ggf. Auslöser identifizieren, die Sie dann gezielt angehen können. Dieses "Diary" gehört auch zum empfohlenen Lifestyle-Programm gegen Migräne – in Fachkreisen spricht man vom „SEED"-Konzept: Sleep, Exercise, Eat, Diary (Schlaf, Bewegung, Ernährung, Tagebuch) als Eckpfeiler der Selbsthilfe (24). Viele dieser Tipps gibt auch der Osteopath im Rahmen der Behandlung mit auf den Weg. Ein guter Osteopath wird nicht nur „am Patienten arbeiten", sondern ihn auch beraten, wie er selbst zur Besserung beitragen kann (25). Denn oft kann der Patient durch konsequente Lebensstiländerungen und Körperwahrnehmung sehr viel bewirken – Selbstwirksamkeit ist ein wichtiger Baustein im Umgang mit chronischen Schmerzen. Fazit Kopfschmerz- und Migränepatienten dürfen Hoffnung schöpfen: Osteopathie bietet einen ganzheitlichen, individuellen Behandlungsansatz, der ergänzend zur klassischen Medizin wirken kann. Durch sanfte manuelle Techniken werden Verspannungen gelöst, die Beweglichkeit verbessert und der Körper ins Gleichgewicht zurückgeführt – mit dem Ziel, die Kopfschmerzfrequenz und -intensität zu reduzieren und die Lebensqualität zu steigern (13,15). Aktuelle Studien und klinische Erfahrungen zeigen vielversprechende Ergebnisse, von deutlich weniger Migränetagen bis hin zu verbesserten Alltagsfunktionen der Patienten (26,15). Natürlich ist keine Methode ein Wundermittel: Manche Patienten sprechen stärker an, andere weniger. Aber einen Versuch ist es wert, insbesondere wenn man auf der Suche nach natürlichen, nebenwirkungsarmen Möglichkeiten ist, die Schmerzen in den Griff zu bekommen (13). Osteopathie versteht sich als Partner der Patienten – der Therapeut nimmt sich Zeit, hört zu und behandelt den Menschen als Ganzes. Viele Betroffene empfinden allein dies schon als wohltuend in einer oft langen „Schmerzkarriere". Positiver Ausblick Der Ausblick ist positiv: Die Forschung zu Kopfschmerzen und integrativen Therapien wie Osteopathie, Yoga, Akupunktur & Co. nimmt zu. Immer mehr Ärzte und Therapeuten arbeiten Hand in Hand, um für jeden Patienten die optimale Kombination aus Schulmedizin und Komplementärmedizin zu finden. Als Patient lohnt es sich, informiert und offen zu bleiben. Durch Selbstbeobachtung und gesunde Gewohnheiten – ausreichend Schlaf, Bewegung, Stressreduktion – kann man selbst viel zur Stabilisierung beitragen (23,24). In vielen Fällen führt die Mischung aus fachgerechter osteopathischer Behandlung und einem bewussteren Lebensstil zu nachhaltigen Verbesserungen. Fazit: Osteopathie kann Kopfschmerzen und Migräne zwar nicht wegzaubern, aber sie kann oft dazu beitragen, dass sie seltener, schwächer und erträglicher werden – und das Leben wieder an Lebensqualität gewinnt. Es lohnt sich, diesen ganzheitlichen Weg auszuprobieren, unterstützt von wissenschaftlichen Erkenntnissen und getragen von dem Grundgedanken, dass der Körper ein Einheit ist, in der erstaunliche Selbstheilungskräfte stecken. Weiterführende Literatur und Links A Review on Osteopathic Manipulation in Patients With Headache - PMC 2. A Review on Osteopathic Manipulation in Patients With Headache - PMC 3. Osteopathie: In besten Händen bei Kopfschmerzen / Verband der Osteopathen Deutschland 4. A Review on Osteopathic Manipulation in Patients With Headache - PMC 5. The fifth cranial nerve in headaches - PMC 6. The fifth cranial nerve in headaches - PMC 7. Evaluation of Cervicalgia With Headache 8. A Review on Osteopathic Manipulation in Patients With Headache - PMC 9. Osteopathie: In besten Händen bei Kopfschmerzen / Verband der Osteopathen Deutschland 10. A Review on Osteopathic Manipulation in Patients With Headache - PMC 11. A Review on Osteopathic Manipulation in Patients With Headache - PMC 12. A Review on Osteopathic Manipulation in Patients With Headache - PMC 13. A Review on Osteopathic Manipulation in Patients With Headache - PMC 14. A Review on Osteopathic Manipulation in Patients With Headache - PMC 15. Chronische Migräne wirksam behandeln • Osteopathie Schule Deutschland • 2025 16. Chronische Migräne wirksam behandeln • Osteopathie Schule Deutschland • 2025 17. Osteopathie: In besten Händen bei Kopfschmerzen / Verband der Osteopathen Deutschland 18. Assessing the efficacy and safety of Craniosacral therapy for migraine: A single center randomized controlled trial - PubMed 19. Chronische Migräne wirksam behandeln • Osteopathie Schule Deutschland • 2025 20. Migraine for Yoga | National Headache Foundation 21. Efficacy of various exercise interventions for migraine treatment: A systematic review 22. Efficacy of various exercise interventions for migraine treatment: A systematic review 23. Lifestyle Modifications for Migraine Management - PMC 24. Lifestyle Modifications for Migraine Management - PMC 25. Osteopathie: In besten Händen bei Kopfschmerzen / Verband der Osteopathen Deutschland 26. A Review on Osteopathic Manipulation in Patients With Headache - PMC 27. Osteopathie: In besten Händen bei Kopfschmerzen / Verband der Osteopathen Deutschland 28. Lifestyle Modifications for Migraine Management - PMC Weiterführende Informationen Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) – Informationen für Patienten rund um Kopfschmerztypen, Auslöser und Therapien Verband der Osteopathen Deutschland e.V. (VOD) – FAQ zur Osteopathie und Therapeutenliste (online unter osteopathie.de). Hier findet sich auch die Pressemitteilung „Osteopathie: In besten Händen bei Kopfschmerzen" mit aktuellen Studiendaten (27,25) Studienübersicht: Cerritelli et al. (2017), "Osteopathy for primary headache patients: a systematic review" – Journal of Pain Research, 10:601-11. Ein Überblick über klinische Studien zur Osteopathie bei Migräne und Spannungskopfschmerz (englisch) Lifestyle-Tipps bei Migräne: Agbetou & Adoukonou (2022), "Lifestyle Modifications for Migraine Management" – Frontiers in Neurology (23,28). Fachartikel über Einfluss von Schlaf, Sport, Ernährung auf Migräne (englisch, Open Access)